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Die verdorbene Sexualität

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Schon als Baby weiß das Kind nichts. Es wird täglich mit der Vojta-Therapie gequält. Mehr als ein Jahr lang. Zwei Jahre, drei Jahre – das Kind hört auf zu zählen. Das Baby hält die Angst kaum aus. Es wird eingeklemmt, ist wie gefesselt. Dann denkt sich die Psyche eine hübsche Lösung aus: Sie dreht es einfach um. Und findet’s schön. Wie ein Masochist, der Schmerzen liebt. Das kleine Kind ist erregt von der Vojta-Therapie. Die Mutter auch.
(Text: © Dunja Voos, Bild: © Uschi Dreiucker, www.pixelio.de)

Verwirrt.

Kaum ist das Kind vier Jahre alt, wird es vertraut mit dem Penis des Vaters. Es ist fasziniert und es liebt den Schaum. Es ist ganz wild danach, mit dem Vater zu kochen. Aber manchmal ist ihm auch schlecht danach. Es friert, wenn es raus kommt. Und es ist allein. Der Vater, er taumelt ein wenig. Er ist sehr müde. Bald weiß das Kind, dass es das Bier ist, das dem Vater die Sprache verwäscht.

Leer.

Das Kind fühlt sich leer. Viele, viele Jahre lang. Es zieht durch grauen Nebel ins Erwachsenenalter. Manchmal schläft es mit einem Mann. Aber immer ist es verwirrt. Was macht man sonst mit einem Mann? Es schämt sich. Es fühlt sich schuldig. Es ist schwer, einen Mann anzuschauen und noch schwerer, angeschaut zu werden. Immer schaut da der erregte Blick des Vaters mit.

Versteckt.

Das Kind versteckt alles, was mit Sexualität zu tun hat. Es ist erwachsen und die schönsten Jahre ziehen an ihm vorbei. Es ist allein. Es lässt sich nicht anfassen. Wenn eine Beziehung näher wird, dann tauchen sie auf, die körperlichen Symptome. Es kommen Schweißausbrüche. Durchfall, Herzrasen, Atemnot, Schwindel. Immer kommt der Körper mit anderen Tricks dazwischen. Das Kind kennt alle Gefühle: Wut, Ärger, Scham, Liebe, Hass, Neid, Eifersucht – aber Erregung, die hat es vergessen. Weil Erregung so schuldig macht. Und stört.

Auf der Flucht.

Der Körper, er ist immer auf der Flucht. Das Kind liest Freud. Und versteht: Die quergestreifte Muskulatur kann rennen, damit man vor äußeren Gefahren davonlaufen kann. Aber die glatte Muskulatur ist im Körperinneren – im Magen, in den Gefäßen, in den Bronchien. Die glatte Muskulatur reagiert, wenn man vor inneren Sachen davonlaufen will. Mit Übelkeit, Kreislaufbeschwerden, Atemnot. Das Kind, es wollte immer unschuldig bleiben. Doch immer wieder wird es von seinem Körper überwältigt. Der Körper läuft Amok. Die glatte Muskulatur will weglaufen. Irgendwann versteht das Kind: Das ist Erregung.

Schuld und Unschuld.

Das Kind muss sich entscheiden: Will es unschuldig bleiben? Oder will es erwachsen werden und die Schuld auf sich nehmen? Alles scheint verknotet. Die Sexualität, sie ist überall, aber sie ist so verdorben. Sie mischt sich ein. Die Erregung taucht auf, wo sie nichts zu suchen hat. Weg damit. Lieber Schwindel, Übelkeit, Atemnot und Durchfall.

Beharrlich.

Zum Glück hört der Körper nicht auf, sich zu melden. Zum Glück ist der Körper beharrlich wie ein Kind. Das Kind beginnt, die Knoten zu lösen und zu verstehen, welche Situationen von Erregung gestört, getrübt oder verschönt werden. Das Kind löst ein Knötchen nach dem anderen, sortiert seine Vergangenheit und versteht. Aus dem Durcheinander-Knäuel lösen sich einzelne, reine, erkennbare Fäden. Das Kind entscheidet sich, erwachsen zu werden. Dann ist es aus mit der Unschuld. Es nimmt die Schuldgefühle an. Und kann dem Blick der anderen wieder begegnen.

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