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Das unerfüllte Bedürfnis

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Der Drang ist da, geboren zu werden, sich auf den Weg zu machen. Plötzlich geht die Bauchdecke auf. Die Luft ist kalt, das Licht ist grell. Viele grüne Männlein haben die Geburt verhindert. Es folgt eine hilflose Kindheit. Die Eltern, sie lassen sich nicht vereinen. Das Wachsen, es geht von selbst. Der Wunsch ist da, einen Freund zu haben. Das Bedürfnis, mit ihm zu schlafen. Dazu wird es nicht kommen. Der Freund schläft mit keinem Mädchen vor der Ehe. Der neue Mann ist da. Der Wunsch, mit ihm ein Kind zu haben. Dazu wird es nicht kommen. Das Kind stirbt im Mutterleib. Die einsamen Jahre vergehen. Ein neuer Mann ist da. Der Wunsch, mit ihm ein Kind zu haben. Dazu wird es nicht kommen. Das letzte Blut ist vor vielen Jahren geflossen. (Text & Bild: © Dunja Voos)

Das Vergebliche schmerzt uns zutiefst. Können wir uns jemals damit anfreunden? Oder versöhnen?

Neid ist ein Schmerzverstärker

Unerfüllte Bedürfnisse begleiten uns unser ganzes Leben lang. In manchen Phasen denken wir nur darüber nach, wie wir unseren Schmerz am besten bewältigen können. Doch wir merken: Es sind Hintergrundschmerzen, die immer bei uns bleiben werden – mal mehr, mal weniger. Doch wir müssen wissen: Neid ist ein unglaublicher Schmerzverstärker. Wir glauben in unserem Schmerz, dass es nur uns so geht, Dass die Hintergrundschmerzen der anderen erträglicher seien.

Das Unerfüllte nehmen wir mit ins Grab. Doch das Unerfüllte gehört genauso zum Leben wie die Erfüllung.

Gemeinsamkeit lindert den Schmerz

Wohl jeden Menschen begleiten Hintergrundschmerzen. Sie sehen bei jedem anders aus. Wenn wir eines gemeinsam haben, dann ist es das. Der andere, den wir beneiden, er kann nichts dafür. Wir kapseln uns ab. Doch wenn wir Berührungen wieder zulassen, dann spüren wir manchmal, wie wir trotz allem wieder mit der Wohligkeit verschmelzen können. Wenn uns das gelingt, kann sich das Leben doch noch stimmig anfühlen. Der Hintergrund gehört zu uns. Er macht unsere Persönlichkeit aus, er hat uns geformt. Die Stärken und Schwächen, die daraus entstanden sind, können wir nutzen: die Stärken, um uns selbst und anderen Mut zu machen, die Schwächen, um mit anderen mitfühlen zu können.

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